Letztens war ich auf einem Straßenfest in Berlin. Es gab Flohmarktstände, Getränkebuden und eine große Bühne mit Musik. In einem Hinterhof fand eine Lesung statt. Der Autor las lustige, teils ironische Texte vor. Die Stimmung war locker, das Publikum entspannt und es wurde viel gelacht. Vor mir auf dem Boden saßen zwei Mädchen, etwa fünf Jahre alt. Es war eine Wonne, sie zu beobachten.
Ein Paradebeispiel für Lachyoga
Aufmerksam hörten sie dem Autor zu, hatten aber natürlich keine Ahnung, wovon er sprach. Jedes Mal, wenn das Publikum lachte, sahen sie sich an und ihre Augen leuchteten. Sie erzeugten absichtlich ein Lachen, bis es irgendwann echt wurde und sie sich auf dem Boden kringelten. Wenn das Publikum langsam wieder ernst wurde, ließen auch sie ihr Lachen verebben. Bis zur nächsten Pointe des Autors. Sobald sie das Gelächter der Erwachsenen hörten, machten sie es ihnen nach – und lieferten damit ein Praradebeispiel für Lachyoga ab!
Was diese beiden Mädchen auf dem Straßenfest ganz intuitiv und aus dem Bauch heraus taten, machen wir auch beim Lachyoga. Mit dieser Methode bringen wir uns bewusst zum Lachen und kurbeln damit die unterschiedlichsten körperlichen, mentalen und seelischen Prozesse an.
Körper, Geist und Seele erfrischen
Lachen reduziert den Level von Stresshormonen und setzt die sogenannten Glückshormone aus den Hirnzellen frei. Beim Lachyoga stimulieren wir die Herzfrequenz, unsere Blutzirkulation wird beschleunigt, die Sauerstoffaufnahme verbessert. Lachen hilft Giftstoffe auszuscheiden. Das alles wussten die Kinder bei der Hinterhof-Lesung nicht, aber dass sie sich beim Lachen wohl fühlen und es anregend in ihrem Körper kribbelt, haben sie garantiert gespürt. Sie dachten in dem Moment sicher nicht an ihre Probleme (ja, auch kleine Kinder können Probleme haben) oder daran, dass sie vor einer halben Stunde kein zweites Eis bekommen hatten.
Auch als Erwachsene sind wir ganz im Moment, wenn wir lachen. Der permanent funkende Denker in uns kann zur Ruhe kommen und wir müssen mal keine Lösungen finden, sondern dürfen einfach loslassen. Das entlastet und erfrischt den Geist. Wo wir vorher unseren negativen Grübel-Spiralen ausgeliefert waren, ist plötzlich Raum für positive Gedanken und Gefühle. Körper, Geist und Seele fühlen sich leichter, beschwingter, befreiter.
Die Vorteile des Lachens gezielt nutzen
In unserer Kultur sind Erwachsene davon überzeugt, dass sie einen Grund fürs Lachen brauchen. Dazu erzählen wir uns Witze oder sehen uns Comedy im Fernsehen an. Das gibt uns quasi eine „Lach-Erlaubnis“. Doch damit überlassen wir unser Lachen weitestgehend dem Zufall.
Um gezielt die immensen Vorteile des Lachens zu nutzen, gibt es Lachyoga. Dabei erzeugen wir das Lachen absichtlich als Körperübung in der Gruppe und finden das dann oft so lustig, dass wir in ein spontanes Lachen verfallen. Aber so oder so: Unser Körper kann kaum unterscheiden, ob wir spontan oder absichtlich lachen. Er registriert nur „Hier wird gelacht!“ und setzt zuverlässig alle gesunden Prozesse in Gang.
Wenn wir uns also etwas Gutes tun wollen, sollten wir uns ein Beispiel an den Kindern vom Straßenfest nehmen. Einfach machen, einfach lachen. Und warum? Aus Spaß an der Freud!